Für Bio Kaffees gibt es klare gesetzliche Vorgaben: Nur dann tragen sie die staatlichen Prüfsiegel – regelmäßig überprüft. Die wichtigsten Merkmale sind der Anbau im Einklang mit der Natur und ein Verarbeitungsprozess, der lückenlos frei von Schadstoffen ist. Bio Kaffee hat nichts zu tun mit Fairtrade oder Direct Trade: Diese Begriffe beschreiben den Handel. Bio Kaffee gibt es auch bei global Playern mit manchmal fragwürdigen Arbeitsbedingungen. Und fair gehandelter Kaffee stammt nicht zwingend aus biologischem Anbau.

Bio Kaffee gereift in Mischkulturen

Der Anbau von Bio Kaffee erfolgt in Mischkulturen. Dabei sind vor allem die Schattenbäume von großer Bedeutung. Bis vor 100 Jahren gehörten sie noch unverzichtbar zu den Anbauflächen für das schwarze, heiße Genussgetränk. Dann mussten sie den industriellen Produktionsmethoden weichen: Sie standen den Erntemaschinen im Weg. Zwar ist bekannt, dass Schattenbäume den Ertrag der Plantagen erhöhen, doch die profitorientierte Kaffee-Wirtschaft wählte einen anderen Weg. Brasilianische Züchter entwickelten Sorten, die auch ohne Schatten hohe Erträge abwerfen.

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Der Bio Kaffee hingegen wächst heute auf Anbauflächen gemeinsam mit Avocado, Grapefruit oder Bananen. Auch die Verbindung mit Papaya-, Ananas- oder Eukalyptuspflanzen ist beliebt. Die Mischkulturen besitzen viele Vorzüge: Sie lockern den Boden auf und reduzieren damit zugleich die Erosionsgefahr. Diese Plantagen schützen sich auf natürliche Weise gegen Schädlinge und Unkraut. Das erspart den Einsatz von Chemie. Außerdem benötigen die Mischkulturen weit weniger Dünger als Monoplantagen. Bei kontrolliert-biologischem Anbau kommt ohnehin nur Naturdünger zum Einsatz: zum Beispiel Kaffeekirschensatz. Zu guter Letzt reduzieren Schattenbäume die Verdunstung. Das ist gerade in Anbaugebieten mit Wasserknappheit ein erheblicher betriebswirtschaftlicher Vorteil: Die Bewässerung ist hier recht teuer.

Schonende Ernte und Röstung des Kaffees

Ganz ohne Erntemaschinen kommen auch die Produzenten von Bio Kaffee nicht aus. Ihr Einsatz erfolgt jedoch so, dass der Anbau im Einklang mit der Natur nicht beeinträchtigt wird. Es kommt wesentlich mehr Handarbeit zum Einsatz auf dem Weg von der Fruchtfleisch-Entfernung über die Kaffeekirschen-Reinigung bis zum Fermentierungsprozess. Die Unterschiede zur industriellen Herstellung setzen sich bei der Röstung fort. Der preiswerte Kaffee vom Discounter zum Beispiel durchläuft eine schnelle Schockröstung mit Temperaturen bis zu 800° C. Das ist der Grund dafür, warum diese Sorten manchmal bitter schmecken, denn die Fruchtsäuren bauen sich erst in einem längeren, schonenden Röstverfahren ab.

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Der Bio Kaffee hingegen durchläuft in der Regel einen 16 bis 20 Minuten langen Röstprozess bei maximal 200° C. So prägt sich das individuelle Geschmacksaroma aus, weil nur die Fruchtsäuren erhalten bleiben, die den Charakter das Kaffees ausmachen. Vor allem diese Abschnitte im Herstellungsprozess – mehr Handarbeit und längere Röstung – sind für die höheren Preise von Bio Kaffee verantwortlich.

Staatlich kontrollierte Siegel

Nicht bei allen Bio Lebensmitteln ist diese Bezeichnung verlässlich definiert und kontrolliert. Da dieses Label generell verkaufsfördernd ist, existieren viele Trittbrettfahrer. Es gibt allerdings Auszeichnungen, für die Wirtschaft wie Politik klare Vorgaben machen. Hierbei wird die Einhaltung regelmäßig überprüft, es gilt also, genau hinzuschauen. Absolut vertrauenswürdig sind deutschland- und europaweit zwei Logos, die auch den echten Bio Kaffee auszeichnen.

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Das sechseckige, deutsche Siegel trägt die Worte “Bio” und “nach EG-Öko-Verordnung”. Das europäische Pendant ist ein angedeutetes Blatt, das weiße Sterne auf grünem Grund besitzt. Beide Zertifikate garantieren auch beim Kaffee extensive Anbaumethoden mit nur minimalen, unvermeidbaren negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Chemische Düngezusätze, Wachstumsregulatoren sowie Gentechnik sind bei diesen Siegeln ausgeschlossen. Die EU-Bioverordnung wird einmal jährlich von dafür zuständigen Landesbehörden in Deutschland überprüft. Bei Mängeln gibt es eine Frist zur Behebung, erst danach verlängert sich das Zertifikat wieder. Geprüft wird bei den regelmäßigen Kontrollen unter anderem die getrennte Lagerung von Bio-Lebensmitteln und konventionell hergestellten.

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Probleme der Zertifizierung

Ganz unproblematisch ist das Bio-Siegel allerdings nicht. Es kostet für eine Kooperative etwa 3000 Euro Gebühr – und die können sich gerade in armen Anbauregionen nicht alle Kaffeebauern leisten. Die Kosten für die jährliche Überprüfung fallen auch in der Rösterei an, es sind ungefähr 1000 Euro pro Jahr. Der Mehrpreis von etwa 0,60 Euro pro Kilogramm Kaffee, den Anbauer damit erzielen, ist auf dem europäischen Markt zu erwirtschaften. In den USA jedoch ist er nicht durchsetzbar, weil die Händler aus dem Bio-Siegel keinen Vorteil ziehen. Generell ist der Preis immer noch das wichtigste Argument für die Einkäufer der Kaffee-Ernten. Daher bevorzugen sie eher den billigen als den biologisch angebauten Kaffee. Im Umkehrschluss heißt das jedoch auch, dass ein Kaffee ohne Bio Siegel durchaus gut für die Umwelt angebaut und produziert sein kann. In Äthiopien zum Beispiel sind 95 Prozent der Bauern “Smallholder Farmer”. Sie stellen den Kaffee in traditioneller – also biologischer – Weise her, ohne sich jedoch das Zertifikat dafür leisten zu können.

Biologisch heißt nicht fair gehandelt

Fair trade kaffeebohnenDas Bio-Siegel macht keine Aussagen über die Arbeits- und Handelsbeziehungen rund um das Produkt. Fairtrade oder Direct Trade – also der direkte Kontakt zwischen Kaffeeanbauer und Rösterei ohne Zwischenhändler – beziehen sich auf etwas ganz Anderes. Hierbei geht es um Arbeits- und Gesundheitsschutz, gerechte Bezahlung und eine faire Verteilung des erwirtschafteten Gewinns unter allen Beteiligten. Die Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) vergibt das Siegel für fairen Handel. Sie achtet dabei auf ökologischen Anbau, besteht aber nicht auf Bio-Standards.

Fazit

  • Bio-Kaffee entsteht auf Mischplantagen im Einklang mit der Natur
  • chemische Düngemittel, Wachstumsbeschleuniger und Gentechnik sind verboten
  • bei der Ernte steht Handarbeit vor Maschineneinsatz
  • der Röstprozess verläuft schonend bei niedrigen Temperaturen
  • zwei staatlich kontrollierte Bio-Siegel.
  • Bio-Anbau garantiert nicht automatisch faire Arbeits- und Handelsbeziehungen.

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3 Kommentare

  • Hallo Philip. Ich liebe Kaffee, ich trinke ihn jeden Tag. Und ich esse nur Bio-Lebensmittel. Für mich ist der biologische Landbau respektvoller gegenüber dem Planeten und besser für den Körper. Also kaufe ich nur Bio-Kaffee.

  • Ich habe mal eine Frage zu entkoffeiniertem Bio Kaffee, entkoffeiniert, bedeutet das, dass der Kaffee ganz ohne Koffein auskommt oder das sich nur ein minimaler Koffeinanteil in diesem befindet?

  • Hi Philip! Super Artikel zum Thema Bio-Kaffee! Ich trinke seit Jahren den Rainbow Bio-Kaffee von CultCaffè – da weiß ich einfach, dass er von Hand geröstet wird und er schmeckt mir einfach besser als herkömmlicher Kaffee vom Supermarkt.

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