Koffeinfreier Kaffee: Einen von 400 Stoffen entziehen
Koffeinfreier Kaffee enthält noch alle etwa 400 Geschmack- und Aroma- gebenden Stoffe der Kaffeebohnen – nur eben das Koffein nicht mehr.
Interessant ist übrigens, dass die Arabica-Bohne von Natur aus nur etwa halb so viel Koffein beinhaltet wie die Robusta-Sorte. Sie bietet sich also eher für die Verwendung an. Ob der Entzug des Koffeins bei verschiedenen Produktionsweisen tatsächlich gelingt, ist unter Experten und Verbrauchern umstritten. Einige der früher üblichen Verfahren waren gesundheitlich bedenklich. Nicht zuletzt wegen staatlicher Verbote kommen sie heute fast nicht mehr zum Einsatz. Dennoch lohnt sich ein kurzer Blick in die Produktionsgeschichte des entkoffeinierten Kaffees.
Koffeinfreier Kaffee und seine Anfänge
Ludwig Roselius suchte nach einer Möglichkeit, koffeinfreien Kaffee herzustellen. Er hatte den Verdacht, dass sein Vater – ein starker Kaffeetrinker – an zu viel Koffein gestorben sei. So entstand Anfang des 20. Jahrhunderts das erste kommerziell genutzte Verfahren. Hierbei kommen die noch grünen Bohnen – also vor der Röstung – in Salzwasser zur Vorgärung. Anschließend erfolgt die Extraktion mit Hilfe von Benzol. Dieses Roselius-Verfahren gibt es heute noch, allerdings mit anderen Chemikalien, weil Benzol krebserregend ist.

Koffeinfreier Kaffee – natürlich hergestellt
Indirektes Verfahren
Nach dem Prinzip des Schweizer Wasser Prozesses (SWP), entwickelt Ende der 1970er Jahre, arbeitet heute kaum noch ein Produzent. Dabei kommen die Bohnen in einem ersten Schritt in heißes Wasser, bis alle festen Bestandteile herausgelöst sind. Die Bohnen werden entsorgt, das Wasser enthält jetzt alle Bestandteile des Kaffees und läuft durch einen Aktivkohlefilter, der das Koffein entfernt.
In das koffeinfreie Wasser kommen neue Kaffeebohnen. Da aber alle anderen Bestandteile von Kaffee in dem Wasser noch enthalten sind, löst sich jetzt nur das Koffein. Dieser Prozess ist sehr aufwendig, da der Vorgang mehrfach wiederholt werden muss. Auch das in dem Aktivfilter gebundene Koffein lässt sich nicht mehr separieren und anderweitig verwenden. Andere “indirekte Verfahren” arbeiten ähnlich, setzen jedoch ein anderes Lösungsmittel ein.
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Kohlenstoffdioxid-Verfahren
Beim Kohlenstoffdioxid-Verfahren wird koffeinfreier Kaffee folgendermaßen hergestellt: C02 mit einem Druck von 73 bis 300 bar durch die mit Wasserdampf vorbehandelten Bohnen gepresst und löst so das Koffein heraus. Anschließend wird das C02 verdampft; dabei bleibt reines Koffein zur weiteren Verarbeitung für andere Zwecke übrig, zum Beispiel für medizinische.
Triglycerid-Verfahren
Beim Triglycerid-Verfahren werden die ungerösteten Kaffeebohnen zunächst in eine heiße Wasser-Kaffee-Lösung getaucht. Dabei kommt das Koffein an die Oberfläche der Bohnen, welche anschließend in heißes Kaffeebohnenöl eingetaucht werden. Das darin enthaltene Triglycerin entfernt das Koffein – nicht jedoch die anderen Aroma– und Geschmacksstoffe. Nach einem abschließenden Separierungs- und Trocknungsprozess sind die Bohnen koffeinfrei.
Koffeinfreier Kaffee: Unsere Testsieger

Alle Fakten zu koffeinfreiem Kaffee
- Selbst Kaffee, der als “entkoffeiniert” bezeichnet wird, besitzt immer noch einen geringen Anteil an Koffein. Chemisch ist es nicht möglich, den Bohnen das gesamte Koffein zu entziehen. Koffeinfreier Kaffee darf in der EU noch 0,1 Prozent Koffein enthalten.
- Wir empfehlen auf koffeinfreien Bio-Kaffee zurückzugreifen. Grund dafür ist, dass hier keine chemischen Lösungsmittel verwendet werden. Stattdessen kommt in der Regel die CO2-Methode zum Einsatz.
- Besser als alle Produktionsverfahren wäre natürlich die Züchtung koffeinfreier Kaffeepflanzen, was in Brasilien und in Japan versucht wird. Tatsächlich entdeckten Wissenschaftler 2004 in Äthiopien Arabica-Bohnen ohne Koffein. Die Zuchtergebnisse sind bislang ernüchternd: Zuviel Aufwand bei zu wenig Ertrag.
