Der betörende Duft von frisch gerösteten Kaffeebohnen hat etwas Besinnliches. Fachleute führen eine strikte Qualitätskontrolle unter vergleichbaren Bedingungen durch, damit Verunreinigungen, faule Bohnen oder minderwertiger Kaffee die Sinnesfreude nicht trüben. Sie identifizieren die besten Bohnen, deren Aromen sich bei der Röstung voll entfalten. Diese Bohnen erzielen auf dem Weltmarkt die höchsten Preise. Mehr über die Kaffeebohnenklassifizierung erfahren Sie in unserem Magazin.
Zwei Klassifizierungssysteme im Wettstreit
Im Laufe der Zeit haben sich zur Kaffeebohnenklassifizierung zwei Methoden an den Kaffeehandelsplätzen etabliert, da sie die unterschiedlichen Anforderungen der Käufer, Verkäufer und staatlichen Kontrolleure erfüllen. Die erste Methode ist der Klassifizierungsstandard der SCAA, also der Specialty Coffee Association of America, während die zweite Methode als sogenannte Brazil/New York-Methode bekannt ist.
Während die SCAA-Methode Händlern den schnellen Vergleich unterschiedlicher Kaffeebohnen ermöglicht, finden einige wichtige, nicht selten auftretende Mängel bei dieser Methode keine Berücksichtigung. Ein Käufer, der auf der Suche nach perfekten Bohnen zwischen Kaffeesäcken herumwandert, wird mit der SCAA-Methode rasch das beste Angebot herausfinden.
Dagegen stellt die Brazil/New York-Methode einen Weg zur absoluten Klassifizierung der Stichprobe dar. Mitarbeiter überwachen mit dieser Methode die staatliche 1%-Mängel-Grenze, die das brasilianische Gesetz vorgibt. Sie legen außerdem Qualitätsstufen für zukünftige Termingeschäfte fest, die an der New Yorker Terminbörse gehandelt werden.
Im Video: die besten Kaffeebohnen der Welt
Als Kaffeegenießer fragt man sich gerne mal, welche Bohnen die absolute Speerspitze darstellen. Im Video erklärt Matthias Hoppenworth, Barista und Gründer der Specialty Coffee Rösterei “Hoppenworth & Ploch”, was aus seiner Expertensicht die hochwertigsten Bohnen kennzeichnet.
Fünf Grade der SCAA-Klassifizierung
Wie entscheiden nun die Kaffeeröster, welche Bohnen sie im Röstofen unter sorgfältiger Kontrolle und ständigem Umwälzen zum aromatischen Kaffee rösten? Dazu dienen ihnen Angaben zur Sorte, Größe, Herkunft und die Einstufung nach SCAA-Klassifizierung in fünf verschiedene Grade.
- Grad 1 – Spezialitätenkaffee
- Grad 2 – Premiumkaffee
- Grad 3 – Handelsware
- Grad 4 – Kaffee unterhalb des Standards
- Grad 5 – Off-Grade-Kaffee
Bei der SCAA-Klassifizierung wird zunächst eine 300-Gramm-Stichprobe gezogen. Dazu sticht der Prüfer mit dem Probenstecher in den Kaffeesack und entnimmt so die gewünschte Menge an Kaffeebohnen aus dem Inneren, um sie anschließend prüfen zu können. Nachdem die Bohnen entnommen wurden, werden sie im Anschluss einer genauen Betrachtung unterzogen.

Prüfer achten dabei auf eine einheitliche Größe, damit die Bohnen später gleichmäßig rösten. Eine einheitliche Färbung gilt als Indikator für einen einheitlichen Reifeprozess und auf den Geruch, der unerwünschte Fermentierung verrät.
Danach beginnt er mit dem Zählen von Mängeln, wie enthaltenen Steinchen, Ästen, vertrockneten oder zerbrochene Bohnen oder sogenannten Quakern. Enthält die Probe weniger als fünf solcher Mängel, wird ihr als höchste Klasse Grad 1 zugewiesen, bis zu acht Mängeln immerhin noch Grad 2 und zwischen 9 und 23 Mängeln Grad 3.
Quaker, Floater, Peaberries – was Kontrolleure aussortieren
Der Duft frisch gerösteter Kaffeebohnen prägt sich vom ersten Öffnen einer Kaffeeverpackung in unser Gedächtnis ein. Menschen sortieren bei der Ernte alles, was der sinnlichen Erfahrung im Wege steht, mit erheblichem Aufwand von Hand aus. Maschinen übernehmen diese Aufgabe später noch einmal bei der Verarbeitung. Wie sorgfältig die Akteure dabei vorgegangen sind, attestieren die Kontrolleure mit der Kaffeebohnenklassifizierung.
Dabei achten sie auf Quaker, also unreife Bohnen, die sich der Röstung widersetzen und nicht zum Aroma beitragen. Ihre schrumpelige Oberfläche verrät sie bei der trockenen Aufbereitung und ihre Eigenschaft an der Oberfläche zu schwimmen, bei der nassen. Als Floater schwimmen auch Kaffeekirschen mit zu kleinem Kern an der Oberfläche oder leere Hüllen die ganz ohne aromatischen Kern geerntet wurden.
Wenn der Kern aus nur einem kompletten Kern besteht und nicht wie sonst üblich aus zwei Hälften, sprechen die Kaffeeexperten von sogenannten Peaberries. Da diese Sonderlinge, ähnlich wie zu groß geratene Kaffeebohnen, einen gleichmäßigen Röstgrad zusammen mit anderen Bohnen nicht erreichen können, ist es notwendig, sie vor der Röstung auszusortieren, damit ein voller Kaffeegenuss möglich ist.
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SCAA – Die Organisation, die Standards setzte
Noch heute in Anwendung finden die Richtlinien, nach der die Specialty Coffee Association of America (SCAA) guten von schlechtem Kaffee unterschied. Die Organisation selbst ist inzwischen zusammen mit der Speciality Coffee Association of Europe (SCAE) zur Speciality Coffee Association (SCA) verschmolzen. Wie der Name verrät, kümmert sich die neue Organisation weiterhin um Fortbildung und Information über den Kaffee mit der höchsten Güteklasse, dem Grad 1 Spezialitätenkaffee.
Zu diesem Zweck haben sich 1982 Produzenten, Röster, Im- und Exporteure, Versender, Baristas und Fachleute der Kaffeeindustrie zur SCAA zusammengeschlossen. Mit dem Setzen von Qualitätsstandards stellten sie sicher, dass Kaffee zu der Delikatesse wurde, den wir heute in Kaffeehäusern, Restaurants oder im eigenen Zuhause genießen.
Das präzise Regelwerk der Brazil/New York-Methode
Gute Kaffeebohnen von schlechten zu unterscheiden, reichte den Importeuren an der New Yorker Terminbörse nicht aus. Sie wollten präzise Angaben zur Qualität und den aufgetretenen Mängeln einer Lieferung festhalten.

Bei dieser Qualitätskontrolle ziehen die Kontrolleure zunächst eine 300-Gramm-Stichprobe und zählen anschließend alle vorkommenden Fremdkörper wie Steine, Äste, Schalen oder Floater. Wenn sich weniger als 1 % dieser Fremdkörper in der Probe befinden, entspricht das Ergebnis dem brasilianischen Gesetz, sodass die Probe in die zweite Stufe übergehen darf.
Nun werden saure, grüne, zu große oder zu kleine und von Insekten angefressene Bohnen einzeln aussortiert, in ein Mängelraster eingeordnet und gezählt. Jeder Mängelart ist dabei eine Anzahl an Bohnen zugeordnet, die als “Full Defect” einen Mangel-Punkt zählen. Je nach Art und Anzahl der Mängel ergibt sich ein Punktewert, der sehr genau den Zustand einer Kaffeebohnenlieferung beschreibt.
Vertrauen vs. Kontrolle
Die Klassifizierung wirft naturgemäß einige Probleme auf. Zum einen stufen Händler die Ware ein, die bei niedrigen Bewertung einen geringeren Preis bieten könnten. Hier spielt Vertrauen in die Objektivität der Bewertung eine große Rolle. Zum anderen benötigt die Brazil/New York Methode hochgradig geschulte Kontrolleure, die sich genau mit den Kaffeebohnen auskennen. Nur so erkennen sie alle Unregelmäßigkeiten und ob sie eine Qualitätsminderung für die gesamte Probe darstellen.
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Der Zustand der Kaffeebohnen wird spätestens beim Erreichen der Zollstationen wichtig, denn dort fordern Beamte unterschiedliche Abgaben. Diese gelten für unbehandelte, entkoffeinierte und geröstete Kaffeebohnen. Auch für Auszüge, Essenzen oder Konzentrate aus diesen Bohnen werden Abgaben verlangt. Zurzeit ist die Einfuhr von unbehandeltem Rohkaffee in die EU zollfrei möglich, deshalb schenken deutsche Kaffeeröster dem Klassifizierungssystem große Beachtung.
Fazit: Kaffeebohnenklassifizierung
Ein enormer Aufwand wird betrieben, um sicherzustellen, dass keine faule Bohne uns das morgendlichen Kaffeearoma trübt. In Europa fließt so fast ausschließlich Kaffee aus den beiden höchsten Graden Spezialitätenkaffee und Premiumkaffee in unsere Tassen.
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