Was ist der Unterschied zwischen einem einfachen und doppelten Siebträger?
Auf den ersten Blick scheinen die Unterschiede offensichtlich. Der einfache Siebträger hat nur einen Auslauf und ist für die Zubereitung eines einzelnen Espressos gedacht. In seinem Inneren befindet sich ein kleinerer Siebeinsatz, der typischerweise mit 7 bis 9 Gramm Kaffeemehl befüllt wird. Der doppelte Siebträger hingegen besitzt zwei Ausläufe und ein größeres Sieb, das für 17 bis 19 Gramm Kaffee ausgelegt ist. Mit ihm lassen sich zwei Espressi gleichzeitig oder ein doppelter Espresso zubereiten.

Doch der entscheidende Unterschied liegt nicht in der Menge, sondern in der Geometrie der Siebeinsätze. Während das doppelte Sieb eine zylindrische Form mit geraden Wänden hat, läuft das einfache Sieb nach unten hin konisch zu. Diese Bauform hat massive Auswirkungen auf die Extraktion und ist der Hauptgrund, warum der Espresso mit doppeltem Siebträger in der Regel deutlich besser gelingt.
Warum ist der doppelte Siebträger besser für die Espresso-Extraktion?
Um zu verstehen, warum Profis und anspruchsvolle Home Baristas den doppelten Siebträger bevorzugen, müssen wir uns den Brühvorgang genauer ansehen. Das Ziel ist immer eine gleichmäßige Extraktion, bei der das Wasser das gesamte Kaffeemehl mit demselben Druck und derselben Geschwindigkeit durchdringt. Nur so werden alle Aromen harmonisch gelöst.

Beim doppelten Siebträger sorgt die gerade, zylindrische Form des Siebes für ideale Bedingungen. Das Wasser trifft gleichmäßig auf das Kaffeemehl und fließt an den geraden Wänden entlang nach unten. Der Widerstand ist überall gleich, was zu einer sehr homogenen Extraktion führt. Das Ergebnis ist ein ausgewogener, runder Geschmack und vor allem ein reproduzierbares Ergebnis. Jeder Espresso schmeckt so gut wie der letzte.
Das einfache Sieb kann sich das aufgrund seiner konischen Form nicht leisten. Das Wasser wird zur Mitte hin kanalisiert, wodurch in der Mitte des Kaffeepucks ein viel zu hoher Druck entsteht, während die Ränder unterextrahieren. Dieses Phänomen, bekannt als Channeling, führt zu einem unausgewogenen Geschmack. Der Espresso kann gleichzeitig wässrig und bitter schmecken. Zudem ist das Ergebnis kaum reproduzierbar, da die kleinsten Abweichungen beim Mahlen oder Tampen die ungleichmäßige Extraktion noch verstärken. Aus diesem Grund ist der Espresso mit doppeltem Siebträger die verlässlichere Methode für hohe Qualität.
Was ist ein bodenloser Siebträger und welche Vorteile bietet er?

Neben den klassischen Varianten gibt es noch eine dritte, die besonders auf Social Media für Aufsehen sorgt: der bodenlose Siebträger. Wahrscheinlich hast du die faszinierenden Aufnahmen schon gesehen, bei denen der Espresso wie flüssiger Honig aus dem Sieb fließt. Doch der bodenlose Siebträger ist mehr als nur ein schönes Accessoire.
Er ist das perfekte Diagnose-Werkzeug. Seine offene Bauweise verdeckt nichts und zeigt Fehler bei der Zubereitung gnadenlos auf. Wenn sich einzelne, helle Kanäle (Channeling) bilden oder der Kaffee unkontrolliert in verschiedene Richtungen spritzt, erkennst du klare Anzeichen für eine ungleichmäßige Verteilung des Kaffeemehls oder falsches Tampen. So hilft er dir, deine Technik zu perfektionieren. Ein weiterer Vorteil ist die schnellere Aufheizzeit, da die Maschine weniger Metall erwärmen muss. Zudem kannst du das sogenannte „Blonding“ besser beobachten. Das „Blonding“ beschreibt den Moment, in dem die Extraktion zu hell wird und vermehrt Bitterstoffe löst. Mit einem bodenlosen Siebträger siehst du genau, wann es Zeit ist, den Bezug zu stoppen.
Was sind Präzisionssiebe und für wen sind sie geeignet?
Für alle, die noch tiefer in die Materie eintauchen und experimentieren möchten, gibt es sogenannte Präzisionssiebe. Diese speziellen Siebeinsätze sind so konzipiert, dass sie eine noch größere Menge an Kaffeemehl fassen können, oft 22 Gramm oder mehr. Sie ermöglichen es, mit anderen Brühverhältnissen zu arbeiten und dadurch neue Geschmacksprofile zu entdecken.
Die Investition in ein Präzisionssieb lohnt sich vor allem für erfahrene Home Baristas, die ihre Rezepte verfeinern und die Grenzen ihrer Kaffeebohnen ausloten wollen. Für den Einstieg und den täglichen Gebrauch liefert jedoch der Espresso mit doppeltem Siebträger bereits exzellente und verlässliche Ergebnisse.
Video-Anleitung: Der Siebträger-Vergleich in der Praxis
Du möchtest die Unterschiede live in Aktion sehen? In unserem ausführlichen YouTube-Video erklärt dir unser Barista Marcel Schritt für Schritt, worauf es bei der Wahl des richtigen Siebträgers ankommt. Er demonstriert die Vor- und Nachteile der verschiedenen Siebe und zeigt, wie du das beste Ergebnis erzielst. Schau rein und lerne, wie einfach der Weg zum perfekten Espresso sein kann.
Fazit: Der doppelte Siebträger als Schlüssel zum Erfolg
Die Wahl des richtigen Siebträgers ist kein Hexenwerk, aber entscheidend für die Qualität in der Tasse. Der Espresso mit doppeltem Siebträger ist aufgrund seiner geradwandigen Form die überlegene Methode, um eine gleichmäßige Extraktion und damit einen konstant köstlichen und ausgewogenen Geschmack zu gewährleisten. Auch wenn du nur einen einzelnen Espresso trinken möchtest, lohnt es sich, mit dem doppelten Sieb zu arbeiten und die Menge anzupassen. Der einfache Siebträger ist oft ein Kompromiss, der zu ungleichmäßigen Ergebnissen führt.
Für ambitionierte Home Baristas bieten bodenlose Siebträger eine hervorragende Möglichkeit, die eigene Technik zu analysieren und zu verbessern. Egal für welchen Weg du dich entscheidest, das Verständnis für die Technik dahinter ist der erste Schritt zu einem Kaffeeerlebnis wie vom Profi.










