In Wien gehört sie seit Jahrhunderten zum Alltag – die Kaffeehaus-Kultur. In Deutschland verbreitete sie sich in den 1920er Jahren von Berlin aus über ganz Deutschland. Sie besteht bis heute fort, doch das Wiener Kaffeehaus und die damit verbundene Kultur sind wohl nicht zu vergleichen. Typische Merkmale traditioneller Kaffeehäuser sind weinrote Samtfauteuils, Marmortische und Klavierspieler, die am Piano sitzen.

Stillstand der Zeit

Betritt man ein klassisches Wiener Kaffeehaus, dann scheint es so, als ob die Zeit stehen geblieben sei: Die Gäste lesen Zeitung oder spielen Schach. Die bedeutendste Ware im Kaffeehaus ist Zeit. In Wien war es im 18. Jahrhundert nicht üblich, dass Gäste ihre Nachmittage in Kaffeehäusern verbringen. Bleiben durfte nur, wer zahlte. Im Laufe der Zeit wandelte sich dieses Bild allerdings. Gäste blieben nach einem Kaffee stundenlang sitzen oder sie lasen in die ausliegenden Zeitungen. Hieraus entwickelten sich schließlich im späten 19. Jahrhundert die Wiener Kaffeehäuser, die mehr und mehr zu Treffpunkten führender Literaten wurden. Sie nutzen sie entspannte Atmosphäre zum Lesen, zum Schreiben und zum Gedankenaustausch mit anderen. So nahm die Entwicklung der Kaffeehaus-Literatur ihren Lauf.

Die Legende vom ersten Wiener Kaffeehaus

Der Geburtsort der Wiener Kaffeehäuser soll vor den Toren Wiens liegen. Im Rahmen der Befreiung von der Zweiten Türkenbelagerung fanden die Wiener einige Säcke mit Bohnen. Diese hielten sie zunächst für Kamelfutter. Der erste Offizier des Königs – Georg Franz Kolschitzky – habe die Bohnen an sich genommen. Er gründete das erste Kaffeehaus Wiens. Diese Legende ist erwiesenermaßen frei erfunden. Das erste Wiener Kaffeehaus eröffnete nämlich ein Armenier namens Johannes Theodat. Das Getränk fand bei seiner erstmaligen Verbreitung im Jahr 1685 regen Anklang. In den nächsten Jahren stieg die Zahl der Kaffeehäuser immens. Sie wurden zu Spiel- und Rauchsalons für Herren. Damen durften in Begleitung eines Herren eintreten.

Wiener Kaffeehaus von innen

Der Einrichtungsstil

Der Einrichtungsstil eines typischen Wiener Kaffeehauses fällt ganz unterschiedlich aus. Er reicht von kühl-stilvoll bis hin zu gemütlich-plüschig. Die beiden berühmtesten Wiener Kaffeehäuser sind das Café Prückel und das Café Central. Das Café Central befinde sich im Palais Ferstel. Dort weilt es in einer monumentalen Halle, die im Stile der Neorenaissance erbaut wurde. Im Café Prückel findet man hingegen die originalgetreue Einrichtung – diese stammt noch aus den 1950ern Jahren. Darüber hinaus gibt es verschiedene Wiener Kaffeehaus-Konstanten, beispielsweise das Café Ritter und Café Diglas.

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In sämtlichen Cafés spielt ein Klavierspieler regelmäßig Piano. Zudem gibt es eine Auswahl an kleinen Speisen wie Kuchen, Mehlspeisen, Torten und Würstel. Im Café Hawelka profitieren Gäste von den berühmten Buchteln. In Wien gab es über Jahrzehnte Kaffeehäuser, die bis weit in die Nacht öffneten. Hier seien insbesondere das Café Urania und das Café Alt Wien erwähnt.

Das große Kaffeehaussterben

In den 1950er Jahren fiel der Startschuss für das Kaffeehaussterben, denn das Aufkeimen neuer Technologien leitete das Ende der Kaffeehaus-Ära ein. Einer der Hauptverantwortlichen war das Fernsehen. Außerdem kamen “moderne” Espresso-Bars auf. In der heutigen Zeit erfreuen sich die verbliebenen Cafés einer wachsenden Beliebtheit. Kein Wunder: Sie haben ihren ursprünglichen Charme bewahrt und laden durch ihren Retro-Stil zum Verweilen ein.

Die schönsten Kaffeehäuser Europas

Es gibt kaum eine europäische Stadt, die nicht ein besonderes Café hat. Die meisten Cafés sind Zwitter, die vom Filterkaffee bis hin zu warmen Gerichtes vieles bieten. Das berühmteste Café der Welt ist das Café Sacher. Dieses gründete der junge Franz Sacher im Jahr 1876. Dessen Vater erfand im zarten Alter von 16 Jahren, im Jahr 1832, die Sachertorte. Das Highlight aus Schokolade kreierte der Österreicher für seinen Dienstherren: Fürst Metternich. Das Café strahlt noch heute ein Flair aus, als würden Männer mit Gehrock und Zylinder verweilen.

Kaffeehaus Auswahl verschiedener Röstungen
Ein weiteres Highlight ist das Grande Café Orient in Prag. Dieses entstand im Jahr 1912 und wurde von Architekt Josef Gocár entworfen. Nachdem es nur für rund zehn Jahr existierte, rief es der Unternehmer Rudolf Brinek im Jahr 2005 erneut ins Leben. Das Café New York befindet sich in Budapest und stammt aus der Gründerzeit des 19. Jahrhunderts. Clevere Köpfe erreichten in dieser Zeit einen unglaublichen Reichtum – und stellten diesen gerne zur Schau. Insbesondere Versicherungen galten nicht als Armenhäuser. Folgerichtig erbaute die New York Life Insurance Company in Budapest ein Grand Café, das sehr repräsentativ ausfiel. Und bis heute durch Prunk und Protz überzeugt.

Florian & Rovoire

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Ein weiteres Highlight der europäischen Kaffeehauskultur ist das Café Florian in Venedig. Das berühmte Café am Markusplatz ist über 300 Jahre alt. Und überzeugt durch saftige Preise. Einmal Spaghetti mit Getränk kostet über 40 Euro. Aber Geschichte hat nun einmal ihren Preis. Im Café Florian entstand die erste Zeitung Italiens. Später entwickelte sich das Café zu einem Treffpunkt des Widerstands gegen die Monarchie. Geschichtsträchtig ist auch das Café Rivoire in Florenz. Dieses punktet durch besondere Spezialitäten wie die weltberühmte heiße Schokolade. Das Café Rivoire hat sich ganz der Schokolade verschrieben – die spezielle Zubereitung wird seit Jahrhunderten weitergegeben. Die Gründung des Cafés erfolgte vom Hofzuckerbäcker des italienischen Königs Vittorio Emmanuele II.

Ein hoch auf die Kaffeehauskultur

Egal, ob Berlin oder Wien, Florenz oder Venedig: Die Kaffeehauskultur ist lebendig. Und soll es noch lange bleiben!

Fotos: – © Blickfang, fotolia – © Creativemarc, fotolia – © mb67, fotolia

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